SO GELINGT DER EINSTIEG

Veröffentlicht am 26. Oktober 2025 um 12:22

Der Einstieg an der Strickmaschine kann überwältigend wirken: viele Hebel, Knöpfe, Fäden – und der Schlitten läuft nicht immer rund. Mit ein paar einfachen Tipps gelingt der Start. Hier sind ersten Schritte.

 

Lerne deine Maschine kennen

Lies das Handbuch komplett durch (ja, wirklich!) Auch wenn's langweilig klingt: Die Anleitung deiner Maschine ist Gold wert. Jede Maschine hat ihre Eigenheiten – und die Anleitung hilft dir, Anfängerfehler zu vermeiden (z. B. falsches Einfädeln oder verstellte Tasten). Nimm dir Zeit, sie in Ruhe durchzugehen.

Materialkunde – Garne verstehen

Die Wahl des richtigen Garns ist entscheidend für ein schönes Strickbild:

Naturfasern:

  • Wolle: warm, elastisch, nimmt Feuchtigkeit auf.

  • Merino: besonders weich, ideal für Hautnähe.

  • Alpaka, Kaschmir, Mohair: leicht, warm, luxuriös.

  • Baumwolle: kühlend, saugfähig, aber wenig elastisch.

  • Seide: glänzend, temperaturausgleichend, edel.

Chemiefasern:

  • Polyamid/Nylon: reißfest, elastisch, oft für Socken.

  • Polyacryl: leicht, pflegeleicht, preiswert.

  • Polyester: formstabil, strapazierfähig.

  • Elasthan: dehnbar, ideal für Bündchen.

Mischgarne: Kombinationen wie Wolle + Polyamid (warm, elastisch, robust) oder Baumwolle + Polyacryl (pflegeleicht, hautfreundlich) verbinden die Vorteile beider Fasern.

Garn vorbereiten

Auf Konen wickeln
Bevor das eigentliche Stricken an der Maschine beginnt, empfiehlt es sich, das Garn auf Konen zu wickeln. Das hat einen einfachen, aber entscheidenden Grund: Nur so kann der Faden gleichmäßig und ohne Spannungsschwankungen verarbeitet werden.

Gleichmäßiger Fadenlauf = besseres Strickergebnis

Wird das Garn direkt aus dem Knäuel verarbeitet, kann es leicht zu unregelmäßigem Fadenlauf kommen – etwa durch Verhaken, zu viel Zug oder ruckartiges Abspulen. Solche Spannungsschwankungen wirken sich auf das Strickbild aus und können zu unerwünschten Effekten führen. Ein einfaches Zeichen dafür, dass das Garn zu straff gewickelt ist: Das Knäuel hebt sich beim Abziehen vom Tisch. Für das Wickeln eignen sich spezielle Wollwickler, die das Garn sauber und gleichmäßig aufwickeln und so ein reibungsloses Stricken ermöglichen.

Paraffinieren

Damit das Garn reibungslos durch die Strickmaschine läuft, sollte es vor dem Stricken paraffiniert werden. Durch die dünne Wachsschicht wird der Faden gleitfähiger, was nicht nur ein gleichmäßiges Strickbild unterstützt, sondern auch die Nadeln und die Maschine schont.

 

Wann ist Paraffin sinnvoll?

Besonders bei Handstrickgarnen, die für das Maschinenstricken nicht speziell vorbereitet sind, kann Paraffin den Fadenlauf deutlich verbessern. Ob dieser Schritt notwendig ist, lässt sich am besten durch eine Maschenprobe feststellen: Läuft das Garn leicht und gleichmäßig über die Maschine, ist keine zusätzliche Behandlung nötig.


So funktioniert das Paraffinieren

Für das Paraffinieren reicht  ein einfaches Teelicht. Halte das Wachs in der Hand und führe das Garn beim Wickeln über das Teelicht. So bleibt eine feine Schicht Wachs auf dem Faden zurück.

 

Wichtig:
Wenn das Garn nach dem Paraffinieren zu straff gewickelt ist, dann wickle das Garn ein zweites Mal ohne Paraffin.

Maschinenstrickgarne sind meist schon vorbereitet. Garn, das speziell für das Maschinenstricken auf Konen verkauft wird, ist in der Regel bereits gewachst. Eine zusätzliche Paraffinierung ist hier meist nicht erforderlich.

Maschenprobe – die Grundlage für ein gelungenes Strickprojekt

Die Maschenprobe ist ein unverzichtbarer Bestandteil jedes Strickprojekts – auch beim Maschinenstricken.

Warum ist die Maschenprobe so wichtig?

Mit der Maschenprobe findest du heraus, wie viele Maschen und Reihen du pro Zentimeter strickst. Sie liefert die Basis für die exakte Berechnung von Größe und Form des fertigen Strickstücks. Damit die ermittelten Werte zuverlässig sind, sollte die Maschenprobe immer mit dem Originalgarn und im gewünschten Muster gearbeitet werden.

Nach dem Stricken ist die Maschenprobe noch gedehnt, deshalb sollte sie vor dem Messen mindestens zwei Stunden liegen. Zudem ist es wichtig, die Probe vor dem Messen zu waschen, da sich das Strickbild durch das Waschen noch verändern kann.

So wird die Maschenprobe gestrickt

  1. 60 Maschen mit Originalgarn anschlagen und 10 Reihen stricken
  2. 2 Reihen mit einem Kontrastgarn stricken (zur besseren Orientierung beim Messen)
  3. 30 Reihen mit dem Originalgarn stricken
  4. Die 21. Nadel links und rechts mit einem Kontrastgarn durchstricken (von Hand) – das ergibt eine Markierung über 40 Maschen
  5. Weitere 30 Reihen mit dem Originalgarn stricken
  6. 2 Reihen mit Kontrastgarn stricken
  7. Abschließend 10 Reihen mit dem Originalgarn stricken
  8. Maschenprobe abwerfen und zwei Stunden liegen lassen
  9. Danach die Maschenprobe waschen und vollständig trocknen lassen

Messen und Berechnen

Nach dem Trocknen kann die Maschenprobe vermessen und ausgewertet werden.

Zwischen den Markierungsfäden liegen 40 Maschen, die eine Breite von 12,40 cm ergeben. 40 Maschen ÷ 12,40 cm = 3,22 Maschen pro cm. 

Zwischen den beiden Kontrastgarnstreifen befinden sich 60 Reihen mit einer Höhe von 13,60 cm. 60 Reihen ÷ 13,60 cm = 4,41 Reihen pro cm.

Daraus ergibt sich für 1 cm: 3,22 Maschen und 4,41 Reihen
Für 10 cm: 32,2 Maschen (gerundet 32) und 44,1 Reihen (gerundet 44).

Anleitung berechnen – Maschen und Reihen umrechnen

Sobald die Maschenprobe korrekt vermessen wurde, bildet sie die Grundlage für die Berechnung der benötigten Maschen und Reihen eines Strickstücks. Nur durch diese Umrechnung lassen sich individuelle Maße zuverlässig in ein passendes Strickstück übertragen – besonders beim Maschinenstricken, wo es auf Präzision ankommt.

Anleitung für Rückenteil, Vorderteil und Ärmel

Mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung kannst du ein Pullover-Grundmodell mit geradem Rückenteil, rundem Vorderteil-Ausschnitt und eingesetzten Ärmeln stricken. Grundlage ist eine Maschenprobe von 3,22 Maschen und 4,41 Reihen pro cm.

Rückenteil

  • Maße: 50 cm breit, 70 cm hoch.     

     Benötigte Maschen: 3,2 x 50 cm = 160 Maschen.                                               

     Benötigte Reihen: 4,4 x 70 cm = 308 Reihen

  • Ärmelmarkierung: Nach 40 cm Höhe (= 176 Reihen) ab Bund einen Markierungsfaden in beide Randmaschen einstricken. Weiter bis Reihe 308 stricken.
  • Markierung Halsausschnitt: 20 cm breit = 64 Maschen. Das sind die mittleren Maschen. Das heißt: 160 Maschen minus 64 Maschen für den Halsausschnitt ergibt 96 Maschen für die Schultern. Davon entfällt auf jede Schulter die Hälfte, das sind je 48 Maschen. In die 49. Masche links und rechts einen Markierungsfaden einstricken und alle Maschen abketten.

Vorderteil

  • Bis zum Halsausschnitt identisch mit dem Rückenteil.
  • Halsausschnitt: 20 cm breit (= 64 Maschen) breit und 8 cm tief (= 36 Reihen). 

          4,4 Reihen x 8 cm = 35,2, aufgerundet = 36 Reihen. 308 – 36 = 272. 
          Somit in Reihe 272 mit den Abnahmen für den Halsausschnitt beginnen. 

  • Abnahmen: Zunächst die mittleren 34 Maschen abketten. Es bleiben noch 30 Maschen für die Rundung übrig. Das heißt, je Hälfte 15 Maschen. Diese werden wie folgt abgenommen:  
    • In jeder 2. Reihe: 1×4, 1×3, 2×2 Maschen
    • In jeder 3. Reihe: 4×1 Masche
  • Abschluss: Nach 20 Reihen sind alle Abnahmen erledigt (= Reihe 292). Danach gerade hochstricken bis Reihe 308 und alle Maschen abketten. Die zweite Hälfte des Ausschnitts gegengleich arbeiten.

Ärmel

  • Maße: Unten 24 cm breit = 76,8 Maschen (abgerundet auf 76 Maschen, um eine gerade Zahl zu erhalten), oben 50 cm breit = 160 Maschen. Das ergibt eine Differenz von 84 Maschen (= 42 Maschen je Seite für die Zunahmen). 
  • Länge: 42 cm (ohne Bund) = 185 Reihen. 
  • Zunahmen: Auf diese 185 Reihen müssen die 42 Maschen je Seite für die Zunahmen gleichmäßig verteilt werden. 185:42 = 4,40. Dies bedeutet, dass in jeder vierten Reihe links und rechts je eine Masche zugenommen wird. Die Zunahmen sind dann in Reihe 168 beendet.
  • Abschluss: Bis Reihe 185 gerade hoch stricken und alle Maschen locker abketten.

Beachte, dass es je nach Strickmuster oder gewünschtem Effekt sinnvoll sein kann, die Zahlen leicht zu runden oder anzupassen (z. B. auf eine gerade Maschenzahl oder eine durch das Muster teilbare Zahl).

Das Buch als Ergänzung

Während der Blog dir regelmäßig neue Impulse liefert, vertieft mein Buch „Stricken mit der Maschine – Das große Nachschlagewerk“ viele der hier vorgestellten Themen. Reich bebildert und mit leicht verständlichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen, bietet es zusätzlich umfassendes Wissen – perfekt für alle, die ihr Wissen aus dem Blog noch weiter ausbauen möchten.

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